01.09.2017
Geisenhausen. Eine Geschichte zum Schmunzeln erlebten kürzlich die vier Geschäftsführer der Firma Recycling Wittmann. Dabei ging es um mehr als 4000 Euro, die verschwunden schienen. Zum fröhlichen Ende war schließlich der Berichterstatter der Vilsbiburger Zeitung eingeladen, als Andreas und Martin Wittmann den Geldbetrag übergeben konnten.
Aber von Anfang an: Ende April fand in Mering bei Augsburg eine Altkleidersammlung der Kolpingfamilie statt. Ein paar Tage später meldete sich bei Clemens Oswald, dem Organisator der Aktion, eine ältere Frau am Telefon. Unter Tränen berichtete sie ihm, ihr Mann liege mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus. Er hatte ihr gestanden, für Notfälle – und dieser war jetzt eingetreten – über 4000 Euro in einem alten Fußwärmesack versteckt zu haben. Dort sollte sie das Geld für seinen Krankenhausaufenthalt finden. Doch es war anders gekommen: Sie hatte erst vor ein paar Tagen diesen gebrauchten Fußwärmesack zur Altkleidersammlung gegeben und in den vorgesehenen Plastiksäcken vor die Tür gestellt. Dort war er nicht mehr aufzufinden, denn die Sammelfahrzeuge hatten sie schon längst aufgelesen.
Also blieb Clemens Oswald nichts anderes übrig, als bei Recycling Wittmann in Geisenhausen anzurufen. Was er zu hören bekam, waren niederschmetternd. Mit einer hiesigen Spedition waren die Kleidersäcke schon längst nach Italien ins Alttextilienzentrum transportiert worden. Etwa sechs bis sieben Lastkraftwagen rollen pro Woche von der Firma Wittmann dorthin. Üblicherweise werden die Kleidersäcke in dem Zentrum vom Lastwagen in Gitterboxen umgeladen und per Hand grob sortiert: Hosen, Hemden, Schuhe und so weiter. In einem zweiten Sortierschritt, so erläuterte es Andreas Wittmann, wird gebrauchsfähige Kleidung sauber zusammengelegt, weil sie in Afrika oder Osteuropa wieder verkauft werden soll. Nicht brauchbare Ware wird zu Putzlappen oder Fleckerlteppichen verarbeitet.
Also habe ich in Italien angerufen“, erzählte Wittmann. Er habe dem dortigen Chef die Situation erläutert. Als schwierig habe sich herausgestellt, den Begriff „Fußwärmesack“ ins Italienische zu übersetzen. Man versicherte ihm aber, dass die Mitarbeiter beim Sortieren aufpassen werden, um den ominösen Fußwärmesack mit dem hohen Geldbetrag zu finden. „14 Tage lang habe ich nichts mehr gehört“, fuhr Wittmann fort. Erst Ende Mai war der erlösende Anruf gekommen: „Das Geld ist gefunden“. Firmenintern lautete jetzt seine Mail: „Ein Wunder ist geschehen“. Doch wollte Wittmann noch keinen Erfolg nach Mering melden. Zuerst sollte das Geld auf seinem Tisch liegen. Und wahrhaftig brachte der Spediteur in dem verschlissenen Kuvert einer Bank aus Slowenien 4300 Euro in Scheinen mit.
Nun ging alles schnell. Wittmann informierte Oswald, dieser rief die alte Dame an. „Die ist beinahe ausgeflippt, hat geweint und mich durchs Telefon geküsst“, berichtete Oswald. „Das ältere Ehepaar war total verzweifelt.“ 300 Euro soll nun der ehrliche Finder in Italien erhalten und dazu einen Blumenstrauß der Firma Wittmann. „Wir waren selbst begeistert über diese Ehrlichkeit“, erklärten Andreas und Martin Wittmann einhellig. Man müsse sich vor Augen führen, dass ein Lastwagen „gerammelt voll ist mit etwa zehn Tonnen Altkleidern in rund 2000 Säcken“ – wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Voller Freude zählte schließlich Andreas Wittmann in seinem Büro die 4300 Euro vor Oswald auf den Tisch und übergab sie mit einem Geschenk des Recycling Unternehmens. So hatte für das Ehepaar in Mering die Geschichte noch ein gutes Ende genommen.