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Stellungnahme Problematik Altkleiderentsorgung in der Wüste

24.08.2022

In einigen Medien, z.B. in FAZ, ARD und Geo, wurde vor kurzem bestürzt darüber berichtet, dass Altkleider in Importländern unkontrolliert und umweltschädlich entsorgt werden, insbesondere in Chile in der Atacama-Wüste. Hiermit nehmen wir als eines der größten im Textilrecycling tätigen Unternehmen Deutschlands zu dieser Problematik Stellung:

1.     Die von seriösen Unternehmen wie wir ordnungsgemäß erfassten Altkleider werden immer sortiert, und zwar nach den Erfordernissen der jeweiligen Ziel-Märkte. Unsortierte Abfälle dürfen nicht exportiert werden. In Deutschland und auch in der EU gibt es die sog. Abfallhierarchie, an die sich alle Beteiligten halten müssen. Demnach muss alles so gut wie möglich sortiert werden („Vorbereitung zur Wiederverwendung“). Alles was nicht wiederverwendet werden kann, muss soweit möglich, recycelt werden. Nur der Rest, der auch nicht mehr recycelt werden kann, darf in die Müllverbrennung zur energetischen Verwertung gegeben werden.

2.     WITTMANN hält sich daran und das wird jährlich durch die unabhängige Zertifizierung zum Entsorgungsfachbetrieb bewiesen. Darüber hinaus tragen wir das Qualitätssiegel für Textilrecycling des Fachverbands für Textilrecycling in Deutschland und verpflichten uns demnach zu weiteren, über das Gesetz hinausgehenden Standards, die v.a. auch die Punkte Verwertung und Einhaltung von Im- und Exportbestimmungen betreffen. (Die Leitlinien dazu finden Sie weiter unten auf der Seite.) Außerdem arbeiten wir ausschließlich mit großen, zertifizierten Sortierbetrieben zusammen, die wir auch regelmäßig persönlich besuchen, um uns von der ordnungsgemäßen Verwertung persönlich zu überzeugen.

3.     Es gibt jedoch sicherlich auch in den westlichen Exportländern Akteure, die sich nicht an die Abfallgesetzgebung und Export-Vorschriften halten. Diese „schwarzen Schafe“ sammeln bekannter Weise auch hierzulande illegal Altkleider, mit Sammelcontainern ohne Namen und Genehmigung, picken die besten Teile aus der Sammelware heraus und schicken die restlichen, nicht weiter sortierten Alttextilien in Dritte-Welt-Länder. Dort wird dann in dieser Ware weiter nach verwertbaren Textilien gesucht. Dadurch landet jedoch auch viele für den lokalen Markt nicht geeignete Ware (z.B. Winterbekleidung) oder schlicht textile oder nicht-textile Abfälle in diesen Ländern. Diese vor Ort nicht verwertbaren Reste müssten danach zumindest vernünftig entsorgt werden. Es ist jedoch erstens zu vermuten, dass dort oft nicht die richtige Infrastruktur existiert, um die textilen Abfälle nach westlichen Standards zu entsorgen. Zweitens ist zu befürchten, dass es auch dort Akteure gibt, die sich den hohen Kosten einer ordentlichen Abfallentsorgung auf kriminelle Art und Weise entziehen wollen. So entstehen dann leider illegale Deponien, wie berichtet z.B. in der Wüste von Atacama.

4.     Bestimmt gibt es auch auf den Secondhand-Märkten in Südamerika oder Afrika Ware aus seriöser Herkunft, die ordnungsgemäß für den dortigen Markt sortiert wurde, aber dort nicht verkauft werden konnte. So wie es auch bei uns Modeketten und Läden gibt, die Ihre unverkauften Restanten oder Lagerware dann an Verwertungsbetriebe wie uns verkaufen. Wenn es dann dort aber keine vernünftigen Entsorgungsmöglichkeiten gibt, sind wir wieder am vorangegangen Punkt angelangt, nämlich an der Frage der weiteren Verwertung und/oder Entsorgung. Was ab diesem Punkt mit der übrig gebliebenen Ware passiert, liegt jedoch nicht mehr in der Macht der europäischen Textilrecycling-Firmen.

5.     Es besteht kein finanzieller Anreiz, reine, aussortierte Textilabfälle aus dem „Westen“ in ferne Länder zu schicken, nur damit sie dort entsorgt werden. Die Kosten des Exports wären viel höher als die der ordnungsgemäßen Müllentsorgung hierzulande. Jeder derartige Export wäre zudem illegal, hohe Strafen wären zu befürchten.

6.     Traditionell liefert vor allem Nordamerika Secondhandbekleidung nach Südamerika, sodass man dort kaum europäische Gebrauchttextilien findet. Der Hintergrund sind vielfach höhere Kosten des Transports aus Europa.

Internationale Recycling-Verbände, in denen wir uns engagieren (unser Geschäftsführer Martin Wittmann ist u.a. Vize-Präsident von EURIC Textiles), haben ein gemeinsames Papier veröffentlicht, das ebenfalls diese Problematik thematisiert und Informationen zu den positiven Effekten des Textilrecyclings liefert. Eine Übersetzung davon finden Sie in der Anlage.

Wir hoffen, Sie umfassend informiert zu haben und stehen für Ihre Fragen jederzeit gerne zur Verfügung.

bvse_LEITLINIEN_fur_das_Textilrecycling

BVSE Qualitätssiegel 2023

Die Wahrheit über die Textilrecycling-Industrie